Gemeinwohl-Ökonomie von Christian Felber
Vorwort (Buch-Auszug) :
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Die gegenwärtige Form des Wirtschaftens, die kapitalistische Marktwirtschaft, hat eine gefährliche Krisenlandschaft
geschaffen:
Finanzblasen, Arbeitslosigkeit, Verteilungskrise, Klimakrise, Energiekrise, Hungerkrise, Konsumkrise, Sinnkrise, Demokratiekrise.
All diese Krisen hängen zusammen, sie sind auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen: die zentrale Anreizstruktur unseres Wirtschaftssystems: Gewinnstreben und
Konkurrenz.
Diese Kernmotivation fördert egoistisches und rücksichtsloses Verhalten, lässt zwischenmenschliche Beziehungen scheitern und gefährdet den seelischen,
sozialen und
ökologischen Frieden.
Dabei ginge es so viel menschlicher und zudem effizienter! Die Gemeinwohl-Ökonomie fördert und belohnt dieselben Verhaltensqualitäten und Werte, die unsere menschlichen und ökologischen Beziehungen gelingen lassen:
Vertrauensbildung,
Wertschätzung,
Kooperation,
Solidarität und
Teilen.
Laut wissenschaftlicher Forschung werden Menschen in einem solchen Anreizrahmen stärker motiviert als durch Konkurrenz und Egoismus. Die anthropologischen Annahmen, auf denen die Marktwirtschaft beruht, sind wissenschaftlich nicht haltbar und weitgehend widerlegt. Die Grundlagen der Gemeinwohl-Ökonomie habe ich in meinem Buch »Neue Werte für die Wirtschaft« ausgearbeitet, jetzt liegt sie weiterentwickelt und »destilliert« in Reinform vor.
Bei der Ausarbeitung haben rund zwei Dutzend Attac-UnternehmerInnen geholfen. Knapp siebzig Unternehmen tragen den vorliegenden Entwurf mit. Sie sind im Anhang angeführt und werden sich für die Verbreitung dieser Idee einsetzen. Damit wollen wir zeigen, dass sich viele Unternehmen einen anderen Ordnungsrahmen für das Wirtschaften wünschen. Jedoch wäre es naiv, so zu tun, als könnte dies ohne die Änderung der gegenwärtigen Machtverhältnisse über die Bühne gehen.
Deshalb wird
großes Augenmerk auf die
Eigentums- und die Demokratiefrage gelegt:
die großen blinden Flecken einer sogenannten freien« Marktwirtschaft. Mit der Gemeinwohl-Ökonomie wird niemand mehr so unverhältnismäßig reich und mächtig werden wie heute, aber materieller Wohlstand bis hin zu Luxus wären immer noch möglich. Der Gewinn sind
mehr Chancengleichheit,
Lebensqualität und
Demokratie:
eine gesamtgesellschaftliche Win-win-Situation.
Deshalb werden sich auch viele Unternehmen und Vermögende dafür einsetzen.
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