Werte GWÖ
Kurzanalyse aus Buch „Gemeinwohlökonomie“:
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»Zu kooperieren, anderen zu helfen und Gerechtigkeit
walten zu lassen ist eine global anzutreffende,
biologisch verankerte menschliche Grundmotivation.
Dieses Muster zeigt sich über alle Kulturen hinweg.«
Dr. Joachim Bauer ( Arzt; Psy.)
Menschliche Werte – Werte der Wirtschaft
Merkwürdig: Obwohl Werte die Grundorientierung, die »Leitsterne« unseres Lebens sein sollten, gelten heute in der
Wirtschaft ganz andere Werte als in unseren alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen. In unseren
Freundschafts- und Alltagsbeziehungen geht es uns gut, wenn wir menschliche Werte leben:
Vertrauensbildung,
Ehrlichkeit,
Wertschätzung,
Respekt,
Zuhören,
Empathie,
Kooperation,
gegenseitige Hilfe und Teilen.
Die »freie«Marktwirtschaft beruht auf den Systemspielregeln Gewinnstreben und Konkurrenz.
Diese Anreizkoordinaten befördern
Egoismus, Gier, Geiz, Neid, Rücksichtslosigkeit und Verantwortungslosigkeit.
Dieser Widerspruch ist nicht nur ein
Schönheitsfehler in einer komplexen oder multivalenten Welt, sondern eine kulturelle Katastrophe; er spaltet uns im
Innersten – sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft.
Werte sind Leitsterne
Der Widerspruch ist deshalb fatal, weil Werte das Fundament des Zusammenlebens sind. Nach ihnen setzen wir uns
Lebensziele, an ihnen orientieren wir unser Handeln und verleihen diesem Sinn. Im Spanischen bedeutet das Wort
»sentido« sowohl Sinn als auch Richtung. Die Werte sind wie ein Leitstern, der unserem Lebensweg eine Richtung
vorgibt. Aber wenn unser Leitstern des Alltags in eine ethische Richtung weist – Vertrauensbildung, Kooperation,
Teilen – und plötzlich in einem Teilbereich des Lebens, der Marktwirtschaft, ein zweiter »Leitstern« in die exakt
entgegengesetzte Richtung – Egoismus, Konkurrenz, Gier – zeigt, dann bricht in uns ein heilloser Widerspruch auf:
Sollen wir uns solidarisch und kooperativ verhalten, einander helfen und stets auf das Wohl aller achten? Oder immer
zuerst den eigenen Vorteil im Auge haben und die anderen als KonkurrentInnen kurzhalten? Das Abgründige des
Zwiespalts ist: Der Gesetzgeber bevorzugt den falschen Leitstern. Er gibt ihm recht – und fördert damit Werte, unter
denen wir alle leiden. Das ist nicht unbedingt sofort ersichtlich, weil
in keinem Gesetz steht: Du sollst egoistisch,
gierig, geizig, rücksichts- und verantwortungslos sein.
Aber im Gesetz steht, dass wir in der Wirtschaft nach
Finanzgewinn streben und einander konkurrenzieren sollen. Das steht in zahlreichen Gesetzen, Regulierungen und
Abkommen der Nationalstaaten, der EU und der Welthandelsorganisation WTO. Die Folge ist das epidemische
Auftreten asozialer Verhaltensweisen in der Wirtschaft.
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Würde ist der höchste Wert
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Sie ist der erstgenannte Wert im Grundgesetz und bildet die Grundlage der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte. Würde heißt Wert und meint den gleichen, bedingungslosen, unveräußerlichen Wert aller
Menschen. Würde bedarf keiner »Leistung« außer der nackten Existenz. Aus dem gleichen Wert aller Menschen
erwächst unsere Gleichheit in dem Sinne, dass in einer Demokratie alle Menschen die gleichen Freiheiten, Rechte und
Chancen genießen sollen. Und nur wenn tatsächlich alle die gleichen Freiheiten genießen, ist die Bedingung gegeben,
dass alle auch wirklich frei sein können: Menschenwürde ist die Voraussetzung für Freiheit.
deshalb , Ziel des Wirtschaftens in Verfassungen eindeutig:
»Eigentum verpflichtet«, steht im deutschen Grundgesetz, »sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen«.
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